Ein bisschen wie Pangasius

Trends sind ja irgendwo nicht so mein Ding. Ich will nicht sagen, dass ich sie hasse, "hassen" ist ja so ein endgültiges, fieses und hartes Wort. Nein, "hassen" find' ich doof. Ich hasse nichts - noch nicht mal Montage. Trotz des zähen Berufsverkehrs. Und trotz des manchmal zähen Berufs...ähhhh....also ich halte fest: ich hasse nicht. Allerdings gibt es da einige Dinge, die ich nicht ganz so arg doll mag. Trends gehören dazu. Dieses kopflose, nein hirnlose(!!!) irgendwelchen Hypes Hinterherrennen eben. Die Betonung liegt hier ganz klar auf hirnlos.
Neulich hatte ich so eine Trend-Diskussion mit einer Arbeitskollegin. Es ging um einen aufstrebenden Stern am Speisefischhimmel, sozusagen den Robert Pattinson des Tümpels. Gestatten, "Pangasius" der Name. Die Kollegin lies sich lang und breit darüber aus, wie überaus schlecht die Qualität dieser Art im (hierbei meist vietnamesischen) Wasser beheimateten Wirbeltieres sei. Und alle würden den eben nur kaufen, weil er gerade total gehypt (oder gehypet? gehyped?? - scheiße, WIE heißt das?!?!?!?! ), eben in den höchsten Tönen gelobt werde, ständige Medienpräsenz zeige. Meine Meinung ist - und das betrifft Trends generell - wem's WIRKLICH schmeckt, der soll das Zeug doch essen. Ist mir doch egal. Meinetwegen können die Leute sich auch ein Nutella-Senf-Blutwurst-Ciabatta runterwürgen - oder V+ mit Listerine mischen. Oder das zuvor erwähnte Ciabatta vor dem Verzehr in Listerine eintunken, gar -legen. Oder damit besprühen. Mit so einem trendigen Essig/ Dressing / Öl Zerstäuber. Ah! Da war's wieder: trendig. Und jetzt mal ganz ehrlich: Essig / Dressing / Öl Zerstäuber?!? Mein Gott, die westliche Welt geht schon nobel vor die Hunde. Aber egal - wenn also dieses Gemisch den Geschmacksknospen (im angloamerikanischen "Tastebuds" - wie ich bei einem Besuch der lokalen Niederlassung eines bekannten Bullettenbräters lernen konnte) schmeichelt - immer rein damit!
Sympathisch sind mir Leute, die noch nie von einer trendigen Sache gehört haben, diese aber zufällig und ohne Medienimpfung und Herdentrieb - also ganz selbständig und individuell - für sich entdecken. "Individuell" ist ja auch ein so schönes Wort. Generell will ja in unserer Gesellschaft jeder individuell sein. Und ganz ehrlich - bis auf den Individualverkehr ist dieses Projekt ordentlich in die Scheiße gefahren. Deutlich wird das, wenn man zum Beispiel mal durch die Stadt läuft. Oder noch besser - durch das Einkaufszentrum, den Konsumtempel, den Nabel des Kapitalismus. Am besten samstags. Aber nicht vor zwölf. Was sieht man? Ich zitiere mal BlocParty, denn die Jungens haben's wirklich erkannt:
"There was a sense of disappointment as we left the mall. All the young people looked the same. Wearing the masks of cool and indifference, commerce dressed up as rebellion."
So isset. Alle rennen mit Unisex gestylten VoKuHiLa Kopfunfällen oder EMO-Stirngardinen, Ed Hardy oder Abercrombie, aber mindestens Hollister Shirts, George Gina & Lucy Taschen, iPhones, Chucks, Oakley Brillen, Nomination- oder Pandoraarmbändern, usw usf durch die Gegend. So ganz individuell. Wie ein Fisch im Schwarm, womit wir wieder bei Herrn Pangasius wären. Also wie gesagt, die Kollegin ließ keine gute Schuppe an dem dummen, deutschen Mob, der das Zeug nur frisst, weils "in" ist, und auf die schlechte Qualität scheißt. Ich hab meine Klappe gehalten (wie ich zu dem Thema stehe, habe ich hier bereits erklärt).
Keinen Tag später geht es doch tatsächlich um Abercrombie. Und eben diese Kollegin, die nur ein paar Stunden zuvor die Leute, die dem Trend "Pangasius" hinterher kulinieren, verachtete, erzählt doch tatsächlich ganz stolz, dass stilsichere Menschen aus ihrem Freundeskreis sich aus Amerika regelmäßig was von Abercrombie mitbringen lassen. Meine Meinung dazu: "Abercrombie ist ja ein bisschen wie Pangasius." Aber sie hat's gar nicht mitbekommen - ihr iPhone klingelte.

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