Lichterketten

Lichterketten!!!
Lichterketten!? Zu Weihnachten!
Viele Leute fühlen sich beim Anblick dieser elektrischen Stimmungsmacher richtig wohl, gar heimelig. Wenn ich beim Anblick der Lämpchen verstumme, so ist dies kein Zeichen von Besinnichkeit oder gar Entspannung - ich muss bei hintereinander aufgereihten Lichtquellen immer an Stau denken. Stau morgens zur Arbeit - Stau abends nach Hause. Stau in der winterlichen Mittagspause zum Bullettenbräter. Stau beim Reifenhändler. Immer Lichterketten. Schön, Auto an Auto. Mal ist eine Lampe kaputt, dann leuchtet dahinter noch nett das Standlicht. Oder auch nicht. Aber Lichterketten im Fenster, oder am Baum haben ihre Magie für mich verloren. Für immer. Ein Trauma. Ich würde meinen Lichterketten - wenn ich welche mein Eigen nennen würde - wahrscheinlich Namen geben. Schöne, KLINGENDE Namen: A3, A40, A59....Kreuz Breitscheid, Kreuz Kaiserberg... die Königin der Lichter ketten wäre ihre Majästet Vollsperrung. Mir geht das Herz auf! "Schatz, die A59 ist aber keine Ost-West-Verbindung....wie soll ich die denn jetzt aufhängen?!" "Frag den Ramsauer." hm...CSU...Chaotische Straßen Union...kann man Kollaps auch mit 'C' schreiben?...hach Stammtischgeplaudere. Lieber aufhören damit.
WENN ich nun also Lichterketten aufhänge (-hünge? -hinge?), so müsste ich um das harmonische Stillleben zu komplettieren auch noch kleine Navigationsgeräte drapieren. Denn die sieht man, bei zunehmender Dunkelheit, wie sie in der winterlichen Jahreshälfte durchaus schon gegen 15.34 Uhr allgegenwärtig ist - allerorts. BMW, Toyota, Seat, Fiat Panda. Ein Renner, die Dinger. Es scheint tatsächlich. dass die Leute den Weg zur Arbeit und nach Hause nicht mehr ohne fänden. "Mal sehen, ob meine Routinestrecke auch tatsächlich die Kürzeste ist." "Hach, ich find die Stimme von der Tante so erotisch!" Vielleicht ist es aber auch das Gefühl, nicht Mutterseelenallein im Individualverkehr unterwegs zu sein. Ja, richtig, da spricht jemand mit einem. Statt sich morgens das Gequäke der Gattin oder des Gattens 'reinzuwürgen (und sich eine passende Antwort zurechtzubasteln, ohne das Thema der Frage erschließen zu müssen), gibt man sich dem sonoren Singsang des Wegfinders hin. Herrlich. Idyllisch. Und so einfach. Zu Tausenden in den Windschutzscheiben der PKWs festgekleistert. Ginge es nach Nutzungszweck, würde ich eine Umbenennung in Navigationsgerätehalterbefestigungsscheibe vorschlagen. Ja, das würde ich. Ein Patent anmelden. Eine Firma gründen und ein Patent anmelden. Eine Scheibe, speziell auf die individuellen Bedürfnisse einer Navigationshalterbefestigung ausgerichtet. In jahrelanger Forschungsarbeit entwickelt. Empfohlen von Zahnarztfrauen und qualitätsgepüft vom Institut Fresenius. Und hätte ich es nicht schon, würde ich mir eines dieser Weggeräte vom Christkindlein wünschen. Meines liegt übrigens immer auf dem Beifahrersitz. Damit ich stets einen Hauch von Einheitsbrei und Prolltum entfernt bin und weil ich dann die Carpool-Lane benutzen könnte, gäbe es eine im Vaterland. Aber jetzt ist der Ramsauer am Start. Tu was Ramsi - ich fordere die Carpool-Lane für Navigationsgerätebeifahrer! Dafür gibt's doch bestimmt eine schöne deutsche Vokabel - Fahrgemeinschafts-Fahrspur! Herrlich!
Trotzdem haben Lichterketten ihren Glanz für mich verloren.

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